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28/11/2012 - 22:15
Gut 200 Verletzte bei Protesten in Tunesien
Siliana (AFP)
Im Krankenhaus von Siliana wurden 206 Verletzte behandelt. Die meisten von ihnen hätten Verletzungen durch Platzpatronen erlitten sowie Prellungen, Knochenbrüche und Schnittwunden, sagte ein Notarzt der Nachrichtenagentur AFP. Insgesamt 19 Demonstranten wurden an den Augen verletzt, einige von ihnen mussten in eine Augenklinik in der Hauptstadt Tunis gebracht werden.
Unter den Verletzten waren auch ein Korrespondent des Nachrichtensenders France 24, David Thomson, und sein tunesischer Kollege. Laut Thomson wurden beide durch Schüsse von Polizisten verletzt. Offizielle Angaben zu den Opferzahlen lagen nicht vor.
Bereits am Dienstag hatte es in der 120 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Tunis gelegenen Stadt Ausschreitungen gegeben. Am Mittwochmorgen versammelten sich tausende Menschen vor dem Sitz des Gouverneurs. Wie bereits am Vortag errichteten sie Straßensperren aus brennenden Autoreifen. Die Stimmung wurde durch Gerüchte über einen getöteten Demonstranten angeheizt. Demonstranten warfen Steine auf Beamte, die Polizei setzte Tränengas ein. Laut einem AFP-Reporter wurden gepanzerte Fahrzeuge der Nationalgarde abgestellt.
Am Abend zogen sich die Sicherheitskräfte "vollständig" aus der Stadt zurück, wie die tunesische Nachrichtenagentur TAP meldete. Eine AFP-Journalistin sah keine Polizisten mehr in den Straßen.
Die Regierung dementierte in einer Erklärung ein Gerücht, wonach der Gouverneur von Siliana, Ahmed Ezzine, mit Ministerpräsident Hamadi Jebali verwandt ist. Dies sei "ein Versuch, Menschen zu Gewalt anzustacheln".
Die Proteste richten sich unter anderem gegen schlechte Lebensbedingungen in Siliana. Die Demonstranten verlangen neben dem Rücktritt des Gouverneurs die Freilassung von Gefangenen, die seit April 2011 in Haft sind, sowie Wirtschafts- und Sozialhilfe. Tunesien leidet unter einer hohen Arbeitslosigkeit, vor allem unter Jugendlichen. Besonders dramatisch ist die Situation in der Provinz.
Soziale Unruhen hatten den Sturz des langjährigen tunesischen Machthabers Zine el Abidine Ben Ali Anfang 2011 ausgelöst. In der Stadt Sidi Bouzid hatte sich im Dezember 2010 der Straßenhändler Mohammed Bouazizi aus Protest gegen soziale Missstände selbst verbrannt. Die dadurch ausgelösten Proteste breiteten sich rasch im ganzen Land aus und führten schließlich zum Sturz der Regierung.
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