Bundesfamilienministerin Giffey notfalls offen für Burkinis im Schwimmunterricht
dpa/AFP / Rolf HaidMuslimische Schülerin mit Burkini
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) kann sich notfalls Burkinis für muslimische Schülerinnen im Schwimmunterricht vorstellen, wenn sie dadurch schwimmen lernen. "Für mich ist das Vermitteln einer Überlebenstechnik wichtiger als die Badebekleidung", erklärte Giffey am Montag auf ihrer Facebook-Seite. Sie stellte zugleich klar, dass sie das Tragen von Burkinis im Schwimmunterricht nicht befürworte.
Die Ministerin hatte sich zunächst am Sonntagabend auf einer Veranstaltung der Wochenzeitung "Die Zeit" offen dafür gezeigt, dass muslimische Schülerinnen notfalls auch Burkinis tragen. Am wichtigsten sei, dass "alle schwimmen lernen", sagte Giffey. Wenn Schulen die Teilnahme am Schwimmunterricht förderten, indem sie Burkinis erlaubten, sei das nicht gerade optimal und eine schwierige Situation – aber ein pragmatischer Weg.
"Konsequent müssen wir darin sein, dass alle Kinder am Schwimmunterricht teilnehmen", sagte die SPD-Politikerin. Wichtig sei, dass der Bildungsauftrag im Vordergrund stehe und die Sache "nicht hochstilisiert wird zum Untergang des Abendlands".
Am Montag stellte Giffey in einer auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichten Stellungnahme klar, dass sie das Tragen von Burkinis zu keinem Zeitpunkt für unproblematisch erklärt habe. Doch Schwimmen sei "Teil des Sportunterrichts und damit Schulpflicht". Diese sei durchzusetzen.
Sie habe sich zu dem pragmatischen Weg der Schule geäußert, aber nicht grundsätzlich Burkinis befürwortet. Wenn Schulleiter vor Ort eine pragmatische Lösung fänden, sei das zwar nicht optimal, aber sie finde nicht, "dass sich Bundespolitiker darüber erheben sollten". Eine Ausstattung von Schulen mit Burkinis aus öffentlichen Geldern lehne sie ab.
Für Schlagzeilen hatte vor kurzem ein Gymnasium im nordrhein-westfälischen Herne gesorgt, dass Burkinis kostenlos an Schülerinnen verleiht. Vor allem aus der Union kam Kritik. CDU-Vizechefin Julia Klöckner warf der Schule vor, sie zementiere damit "ein frauendiskriminierendes Rollenverständnis".
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, kritisierte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung", solche "Burkini-Pseudodebatten" lenkten von den eigentlichen Problemen ab. Der eigentliche Skandal seien marode und geschlossene Schwimmhallen, fehlende Bademeister und Schüler, die nicht richtig oder gar nicht schwimmen könnten.
Die Idee, Burkinis notfalls zuzulassen, nannte Mazyek einen "vernünftigen und gangbaren Kompromiss". Doch immer wenn vernünftige Kompromisse gefunden würden, wie religiöse Gebote und Schulpflicht unter einen Hut gebracht werden könnten, "heulen die Islamkritiker reflexartig wieder auf und wollen der ohnehin durch das Angstthema Islam verunsicherten Gesellschaft weismachen, hinter all dem stecke der Extremismus". Das sei eine "schäbige Debattenkultur"
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